Dienstag, 24. Februar 2015

Kuscheln unter der Decke

Aquarell von Evelyn Wegmann
Noch fünf Minuten, dann stehe ich auf – versprochen.“ Der Wecker heult wieder los. Was für eine Folter? Jeden Morgen der gleiche Stress. Alle schulpflichtigen Kinder stehen auf. Nur die 13-jährige Luise wartet auf einen genetischen Kick. Weder nasser Waschlappen, noch Bettdecke wegziehen, helfen für einen guten Start. Seit ihrer Einschulung quält sie sich mit dem morgendlichen Aufstehen. Selbst der Hund kennt abends um 20:00 Uhr seinen Schlafplatz und will nicht gestört werden. Luise findet das abendliche Leseritual toll. „Noch ein Buch“, fleht sie mit einem Augenaufschlag. Geschichten lesen ist eine entspannte Angelegenheit. Führen bei Luise zu einem kuscheligen Erlebnis. Die Mama ist ganz nah, der Tag findet ein entspanntes Ende. Manchmal schläft Luise über den Geschichten ein. Die Uhr zeigt dann eine 22:.. an. Mutter Ela ist „fast“ an das frühe Aufstehen gewöhnt. Im Februar führt sie den Hund zu einer „Nachtwanderung“ aus, denn um 6:00 Uhr ist es noch stockfinster. Sie lockt Luise mit allen Mitteln. „Schau, die Sonne wartet auf dich, Luise“, flüstert sie Luise ins Ohr. Vergebens.Falls du das Aufstehen vergisst, mein Chef hat einen wichtigen Termin für mich vereinbart und der Busfahrer fährt nach Fahrplan. Auch ohne dich und verabschiedet  sich mit Hund. Kaum vom Gassigehen zurück, sitzt Luise auf der Bettkante und klagt: „Wieso weckst du mich nicht früher, kein Verlass auf meine Eltern, hol... .“ „Kind steh auf!“, tönt die Mutter. Im Kindergarten empfahl die Erzieherin einen Wecker auf einem Teller. Luise hat drei Weckdienste, die alle nichts taugen. Die Erkenntnis, dass ein verschüttetes Trauma im Hintergrund abläuft, muss ein Arzt klären. Zwei Lebensmittelunverträglichkeiten von Laktose- und Fruktoseintoleranz werden festgestellt. Die Ernährung ist schuld! Woher kommen solche Unverträglichkeiten? Endlich ein Lichtblick freut sich Luise. „Vielleicht ist Aufstehen dann leichter“, gibt der Arzt Hoffnung und verschreibt eine Ernährungsberatung. Beginnend mit vier Wochen Ernährungsumstellung. Verzicht auf alle Obstsorten und Milchprodukte. Übrig bleiben Wurst und Fleischgerichte. Gemüse ist äußerst gefährlich, womöglich gesund und wird sehr gemieden. Der Protest dauert Wochen. Die Mutter berichtet dem Arzt: „Eine Ernährung mit Wasser und Brot ist nicht umsetzbar.“ „Das ist verständlich“, gibt der Arzt zu bedenken. Entzauberte Hoffnungen! Die leidgeprüfte Mutter entscheidet weitere Maßnahmen. Eine Blutprobe soll dem Langschläfer aus dem Bett helfen. Die Untersuchung bringt es an den Tag. Mangelerscheinungen werden im Blut nachgewiesen. Statt einem Aufmerksamkeitsdefizit und Schulwechsel hat ein pfiffiger Arzt erkannt, das mit homoöpatischen Mitteln Abhilfe geschaffen werden kann. Seither wird das Kind nicht mehr auf Depressionen untersucht, die durch die Fruktoseintoleranz hervorgerufen wird. Sondern Luise sucht ihre Ost- und Gemüsesorten selber aus. Über die Stränge schlagen darf sie auch einmal freitags, dann ist der Samstag zum Ausschlafen da und die durch die Süßigkeiten auftretende Pickel im Gesicht vergehen bis Montag wieder.

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