Sonntag, 16. Februar 2025

Hundeleben – Ein Spaziergang im Wald

Unter meinen Füßen ist der Boden gefroren. Pfützen haben sich in glatte, spiegelnde Eisflächen verwandelt, und der Wald lacht mich mit einem weißen Flaum an. Der über Nacht gefallene Schnee glitzert in der Sonne und strahlt mir ins Gesicht. Einen kurzen Moment genieße ich den Waldgeruch – bis mich die Hunde wieder nach vorne reißen wie ein Gummiband auf Spannung.

Müssen sie wirklich immer so nach vorne stürmen? Ich komme mir vor wie eine Fahne im Wind vor, die unkontrolliert hin- und her flattert. Mit einem Ruck bleibe ich stehen. Izzy spürt es sofort und weiß, was kommt. Lucky hingegen? Der interessiert sich nicht im Geringsten für mein abruptes Bremsmanöver. Obwohl er an der Leine ist, huscht er ins Unterholz, auf der Jagd nach Mäusen oder was auch immer seine feine Nase gerade erschnüffelt hat. Und zieht mir den Arm lang. Wäre er nicht angeleint – der Jäger hätte längst eine neue Trophäe an der Wand. Ich will mir gar nicht vorstellen, was alles passieren könnte.

Zum Glück habe ich eine kurze Leine zusätzlich zur Schnappleine dabei. Jedes Mal, wenn Lucky in den Jagdmodus schaltet, kommt er mit Izzy an die kurze Leine – sehr zu Izzys Leidwesen. Sie ist eher von der gemütlichen Sorte, lässt sich mitziehen, während Lucky nach vorne stürmt, als würde er einen Marathon laufen. So endet unser Spaziergang oft in einem Kompromiss: Lucky darf an der langen Leine ein bisschen „Zeitung lesen“, Izzy trottet hinterher, sie lässt sich gern ziehen. Und wenn Lucky sich gar nicht beruhigt? Dann gibt es eben für beide die kurze Leine – kein Rennen mehr, nur noch schnelles Beinheben am Wegesrand.

Seit drei Jahren leben die beiden nun in einem liebevollen Zuhause. Doch Gehorsam? Nun ja. Auf dem Hundeplatz ist Lucky eher der Rüpel vom Dienst. Knurrt andere an, gibt keine Ruhe – die Tierheim-Betreuerin meinte, ich solle das Training dort vielleicht einfach mal lassen. Zu viel Stress für ihn.

Was er wirklich braucht, ist eine eingezäunte Fläche, auf der er sich mal richtig austoben kann. Einfach rennen, ohne Leine, ohne Einschränkung. Aber so ein Gelände habe ich leider noch nicht gefunden.

Dafür gibt es andere Fortschritte: Meine Fellnase lässt sich die Krallen maniküren. Zu Hause ist er längst Familienmitglied. Kuschelt sich aufs Sofa, macht es sich auf dem Stuhl gemütlich und genießt Streicheleinheiten wie eine Katze. Spielen? Eher nicht so sein Ding.

Izzy hingegen liebt es zu spielen. Aber Lucky ist mal wieder Spaßbremse. Dennoch haben wir seit kurzer Zeit ein Babygitter im Treppenhaus angebracht, damit Lucky nicht ausbüxen kann.

Nach einer Stunde Waldspaziergang liegen nun beide ruhig vor dem Schwedenofen. Ich kann entspannt frühstücken. Lucky liegt unter dem Tisch. Vielleicht träumt er gerade von einer wilden Verfolgungsjagd, in der er endlich diese Maus erwischt. Ich gebe die Hoffnung nicht auf. Irgendwann wird er ohne Leine neben mir herlaufen. Bis dahin habe ich noch viel Arbeit vor mir. Oder? 😅

 

Liebe Grüße

Mike Melonte



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