Donnerstag, 26. Dezember 2024

Weihnachten mit Hunden

Endlich ist Weihnachten! Der lang ersehnte Moment ist da – ich sehe meine Tochter wieder. Für ein kurzes Zeitfenster sitzt sie wieder, wie früher, mit uns am Tisch. Dieses Jahr gönnen wir uns etwas Besonderes: ein gemeinsames Essen in einer erstklassigen Gastronomie in Rottenburg am Neckar. Das Restaurant bietet ein Festmenü, das jeden Gaumen verzaubert. Ich bin hin und weg.

Das Zusammensein allein ist schon ein Geschenk. Wir lachen, planen die nächsten Treffen und jonglieren Termine hin und her, weil es bis zum nächsten Wiedersehen eine Weile dauern wird. Doch dieses Essen macht das Ganze perfekt. Der Nachtisch – ein Zimt-Krokant-Eis mit Waldbeeren – ist ein Traum. Mein veganer Hauptgang, bestehend aus Gemüsetalern auf Pastinakengemüse, wird von einer herrlichen Pilzsuppe eingeleitet. Einfach himmlisch! Ich schwebe auf Wolke sieben.

 Ein weiterer Pluspunkt: keine stundenlange Küchenarbeit. Stattdessen sitzen wir alle entspannt zusammen und genießen den Moment. Am Nachbartisch beobachte ich eine Familie: zwei Jungs, vielleicht neun und zwölf Jahre alt, spielen UNO mit ihrem Vater. Die Mutter des Vaters sitzt dabei, doch die Schwiegertochter – eine Frau mit asiatischem Stammbaum – spricht kein Wort mit ihr. Eine seltsame Stille herrscht zwischen den beiden. Als die junge Frau von der Toilette zurückkommt, frage ich mich kurz, ob sie sich übergeben hat – eine völlig unbegründete Vermutung, aber in Zeiten, in denen Essstörungen bei jungen Frauen so oft thematisiert werden, denkt man schnell an solche Dinge. Ich kenne einige Frauen, die eine Therapie deswegen gemacht haben. Selbst Prominente bleiben davon nicht verschont.

Nach diesem wunderbaren Mittagessen kommen wir nach Hause. Mein Mann steht schon an der Tür und riecht es. Auf Zehenspitzen durchsuchen wir die Wohnung. Wo ist der Haufen? Wie viele Haufen gibt es? Wer hat ins Zimmer gekackt? Heute ist der erste Weihnachtsfeiertag – immer ist jemand zu Hause – das kann doch nicht wahr sein! Hunde können anscheinend längere Zeit allein sein....

Ich sehe Issy an. "Hast du den Haufen gemacht?" frage ich sie. Ihre Augen bleiben ruhig, als könnten sie kein Wässerchen trüben. Lucky liegt unter dem Tisch und beobachtet die Szene, vermutlich in der Hoffnung, nicht zur Verantwortung gezogen zu werden. Plötzlich fällt es mir wieder ein: Einer der Hunde hat gestern Abend den Jutebeutel mit den Brötchen vom Tisch gezogen. Mich hat fast der Schlag getroffen, als ich die Hälfte der Brötchen vergeblich in dem Beutel suche. Kein Wunder, dass der Darm einer der Hunde heute Kapriolen schlägt. Aber wer hat den Haufen auf den Teppich gesetzt? Alles anonym. Aha, Hunde haben auch Geheimnisse!Ich kann die Hunde beinahe lästern hören: "Die gehen ohne uns essen? Na, denen werden wir es zeigen!"

Liebe Grüße
Mike Melonte


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