Montag, 29. August 2022

Saftige Früchtchen

Die Testauswertung der Federwelt Nr. 155, August 2022, bringt es ans Licht. Ich erkenne mich insgeheim im strukturfolgenden Arbeiten. Demnach überlassen Strukturfolgende nichts dem Zufall. Obwohl so ein Zufall auch positive Seiten haben kann.

Völlig ziellos stehen plötzlich viele Körbe voller Äpfel in meiner Küche. Hopp vom Baum und ab als Gelee ins Glas. Wer hätte damit gerechnet? Gelee und Marmelade einkochen, ist etwas für Geduldige. Ich zähle dies zu meiner Schwachstelle. Dennoch stelle ich mich der Herausforderung, mich von etlichen Kilo Äpfeln und Mirabellen anbaggern zu lassen. Gelangweilt stehen sie da und gaffen mich an. Stundenlang drängeln sie in den Kochtopf.

Mit Google werden mir viele Rezepte angeboten. Hui, die nächsten Schritte kann ich einfach ablesen und nachmachen. Naja der Einmachzucker ist wichtig. Die Mischung 3:1 ist die Beste. Leider habe ich bei Lidl alle Vorräte aufgekauft. Auch bei Kick gibt es keine Gläser mehr. Ich brauche dringend Gläser. Meine Schwägerin erbarmt sich meiner. Sie schickt mir leere Gläser. Letztendlich kann ich 46 Gläser befüllen. Einige Gläser sind auch wieder verschenkt. Falls das nächste Mal die Erde in Tübingen wackelt, meine Gläser stehen bombenfest im Regal im Tiefkeller.

Zum Glück kann ich gut organisieren. Nicht nur die Handlung braucht in einem längeren Text einen Schubs nach vorne. Die Szenen wollen auch erarbeitet werden. Nach getaner Arbeit lockt mich der Ruf von meinem Schreibtisch. Als stiller Beobachter reflektiere ich die abgearbeiteten Aufgaben. Hier sind es meine Apfelgelee Gläser. Sind alle gut zu? Die Frage treibt mich um. Vielleicht sollte ich mich von meiner Perfektion befreien. Gedanklich schmiede ich schon wieder Zeitpläne. Was kommt als nächstes? Folge ich noch meinem inneren roten Faden? Im Schreibmodus ist es die Handlung, die vorangetrieben werden soll. Zwischen Marmelade einkochen und Schreiben ist ausschließlich der Standort maßgeblich. Wer braucht im Hochsommer einen zusätzlichen Wärmeschub. Die Küche treibt mich, mit der Kocherei, in eine schweißtreibende Angelegenheit. In der Sauna schwitze ich sicher kaum weniger. Vorteil von einem zwanzig minütigen Herumhängen auf einer Holzbank. Danach ist das Schwitzen aus allen Poren vorbei. Während das Gelage von Äpfeln überhaupt nicht mehr aufhört. Pah, die Küche ist das Heiligtum der Frau. Da kann ich nur müde lachen. Solange die Siebe auf dem Tisch liegen, der Herd mit vier Töpfen glänzt, taucht meine Familie unter. Würde ich mal beim Schreiben so viel Freiheit und Ruhe haben.

Wünsche allen einen guten Start in die Woche.

Herzliche Grüße
Mike Melonte


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