Donnerstag, 10. September 2020

Heisse Maschen

 

Nach einem Tag voller Frust sitzt mein Körper auf einem Stuhl. Meine Gedanken verabschieden sich gerade ins Wochenende. Hallo, denke ich, heute ist Donnerstag. Wo bleibt die Frau, die unermüdlich ist? Fast fühlt eine innere Macht die dramatische Wendung in meinem Leben. Noch hadere ich mit der Wahrheit, die längst bekannt auf einem silbernen Teller vor mir liegt.

Irgendetwas fehlt. Im Kühlschrank liegt eine Tafel Schokolade, sagt mir ein Blick hinein. Ein paar schrumpelige Möhren lachen mich noch an. Hunger, sagt der Mondkalender, gibt Hüftgold. Noch mehr Kalorien vertrage ich nicht. Ich glaube dem Mondkalender. Er bringt mich dazu, an manchen Abenden nichts zu essen. Dennoch reflektiert der Spiegel eine unförmige Figur. Längeres Fasten könnte meinem Körper guttun. Auf der Suche nach einem Impuls, wandere ich durch die Wohnung.

Mit bequemer Kleidung würde mein Bauch die süße Versuchung hinnehmen. Gar nicht auffallen, falls mir die ganze Pfefferminzschokolade schmeckte. Natürlich darf die Hose keinen Gummizug haben. Noch kleben meine Seidenstrümpfe regelrecht auf der Haut. „Deine Oberschenkel sind Generations übergreifend.“, sagte meine Mutter vor vielen Jahren.  Schon mein Opa, den ich nie kennenlernte, soll ein stattlicher Mann im mehrfachen Zentnerbereich gewesen sein. Er trug vermutlich keine Seidenstrümpfe. Früher zogen die Männer Hosenträger an. Der Hosenbund war nie zu eng, egal wie weit der Bauch die Zehenspitzen verdeckte.

In meinen Gedanken schwirren die Ereignisse des Tages. Meine Ideen verlieren sich im Universum. Automatisch laufe ich zum Kühlschrank, greife nach der Tafel und schaue mir die grüne Verpackung an. Ich lege die kalte Tafel Schokolade gleich einem Kühlakku auf meinen rechten Oberschenkel. Erleichtert atme ich durch. Die Hitze ist mir zu Kopf gestiegen, überlege ich. Wenn die Tafel jetzt schmilzt, gibt es nicht mehr den Klick, sobald ein Stück abgebrochen wird.  Stilbruch, höre ich jemanden. Nur ein Stückchen auf meiner Zunge zergehen lassen. Gebe ich dem Widersacher zurück. Dann bleib doch bei deiner Kleidergröße, höre ich der inneren Stimme zu. In einer Zeitung las ich, dass der Körper weiß, was er braucht. Wieder meldet der Unbekannte, Babys. Du bist doch Erwachsen. Die Stimme regt mich auf. Abnehmen ist eine Definition, überlege ich. Es gibt nicht nur Menschen in Gazellen Form. Schlank mit Damengröße 38. Es gibt auch die Gemütlichen mit Kleidergröße 48. Meist sehr optimistisch mit einem Buch voller Humor leben sie gesünder. 

Ich sollte dringend duschen. Mir ein Stück Schokolade gönnen und eine bequeme Hose mit Hosenbund zum Binden anziehen.  Die innere Stimme kann mich mal. 

Herzliche Grüße
Mike Melonte

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