Samstag, 28. Dezember 2024

Liebe

 


Liebe ist zerbrechlich, und doch gehört sie mir. Sie ist wie ein Schatz, tief verborgen, der mir Trost spendet und mich antreibt, auch wenn sie oft unberechenbar erscheint. Tief in meinem Herzen wohnt sie, rosa gekleidet, an einem unsichtbaren Platz. „Einladen geht immer“, höre ich meinen Verstand plaudern. „Willst du mal wieder jemanden für dich gewinnen? Oder willst du dein Herz ausschütten?“, spottet er weiter. Meine Liebe hat sich angesichts dieser mutwilligen Unterstellung, dass ich sie ausnutzen oder leichtfertig preisgeben könnte, zurückgezogen. Sie erlaubt mir nur noch selten gefühlsechte Umarmungen.

Fremde Menschen auf der Straße – alle eilen an mir vorbei. Auf in den nächsten Laden. Ich schaue in den Himmel: weit und breit keine Wolke. Vorfreude erfasst mich. Eine gesättigte Energie springt in mein Herz. Freude jubelt hervor. Glücklich über den weiten Horizont, den hellblauen Himmel, der mir entspannte Momente schenkt. Ruhe kehrt in meine vom Stress geplagten Gedanken ein. Ankommen will ich. Brauche ich dazu andere Menschen? Vielleicht. Der Austausch mit anderen könnte mir helfen, neue Perspektiven zu gewinnen und die eigene Liebe besser zu verstehen. Sich austauschen und hören, wie andere ihre Liebe pflegen, ist viel mehr ein energetischer Austausch. Fühlen, wie der andere getaktet ist: spendabel oder geizig im Energieaustausch.

Im Wald laufe ich meine Strecke. Über schlammigen Boden, unwegsame Wege, hinein in das von Tannen gedrängte Grün. Sobald ich wieder am Auto stehe, bin ich erleichtert. Aller Unmut hat sich in Luft aufgelöst. Und meine Liebe? Wieso ist sie so schüchtern, wie eine Blume im Frost, die sich vor der Kälte schützt? Aus jeder Wetteränderung macht sie ein Drama. Schlechte Laune ist auch ein Ausdruck, das vergisst die Liebe häufig. Eigentlich kenne ich mich mit meiner Liebe überhaupt nicht aus. Immer wieder verstrickt sie mich in Widersprüche, hält mir meinen naiven Gehorsam vor. „Geh mal aus und lass alle Fünfe gerade sein!“

Oje, der Verstand streikt. Er lässt mich hängen. Dabei brauche ich ihn gerade jetzt sehr dringend. Plötzlich entzündet meine Liebe gute Laune in mir. Der neue Pullover liegt angenehm auf meiner Haut. Ein wohliges Gefühl trägt mich mit einem Lächeln im Gesicht. Liebe ist mehr als Sexualität. Sie ist Sparringspartner für meinen Verstand. Außerdem reagiert sie empfindlich auf Kritik und setzt sich voll für die Familienbande ein. Endlich sehe ich es ganz klar: Sie ist mal schüchtern und mal groß. Wie an einem Tag, an dem ich mich kaum traue, jemanden anzulächeln, und dann plötzlich, beim Anblick eines Sonnenuntergangs, eine überwältigende Wärme in mir spüre, die alle Zweifel vertreibt. Im Allgemeinen ist sie meine Begleiterin. Im besten Fall geht es mir gut, und dann profitiert der Verstand davon. Falls meine Ansichten mit dem Herzen übereinstimmen, bin ich mehr als glücklich. Liebe ist ein Drahtseilakt und äußerst kommunikativ.

Liebe Grüße

Mike Melonte


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen