Dienstag, 24. Mai 2022

Lebensmotive

Bobbel 03/22

Zwischen Zähneputzen und anziehen rutscht ein Stück Papier aus meinem Kleiderschrank. Huch, was ist das denn. Vor langer Zeit wurde mir das in die Hände gelegt. 23 Punkte für reife Menschen. Eine unsortierte Auswahl steht da. Und hach, es sind motivierende Lebensziele.

Seit Jahren liegt das Blatt hinter meinen Pullovern. Lebensziele sind nach wie vor vorhanden, denke ich mir. Motivieren kann mich bei Leibe nicht mehr für alles. Mein Finger folgt den Punkten. Es gibt noch Lebensziele, von denen weiß ich rein gar nichts. Also setze ich mich neben Bobbel. Er ist schon sehr entspannt auf der Couch. Insgeheim freue ich mich auf diese Minuten. So nach der Arbeit bevor der Haushalt mich wieder einfordert.Bobbel hat ein so kuscheliges Fell....

Das steht spirituelle Orte aufsuchen, Exerzitien, Workshops. Tatsächlich würde ich sehr gern einen Urlaub in einem Kloster verbringen. Weit weg von allen möglichen Ablenkungen. Nur für ein paar Tage. Meiner Seele lauschen, was es in meinem Leben gibt, wonach es mich sehnt.

Dann sticht mir unter Punkt 9 etwas in die Augen. Freundschaften pflegen, Briefe schreiben. Das ist der Grund wieso ich heute noch gern schreibe. In meiner Jugend konnte ich Kontakte nach England, Niederlande und Spanien knüpfen. Mit zunehmendem Erwachsen werden, komme ich den Jugendfreundschaften nicht mehr hinterher. Andere Schauplätze rauben mir den Schlaf. Alles andere ist wichtig. Vor allem Menschen treffen. Ausbildung ist ein notwendiges Übel.

Seither bin ich überzeugt, nichts kann so wichtig sein. Natürlich hat ein Notfall Vorrang. Doch alles andere ist eine Frage der Prioritäten. Damit lande ich bei Punkt 18. Jeden Tag mit Achtsamkeit positive Erfahrungen sammeln, das Augenmerk darauf richten. Zu viel Stress und zu wenig Aufmerksamkeit auf sich selber, lässt mich von Zeit zu Zeit, Nebenschauplätze errichten. Dann kommen alle auf einmal. Die Hunde rennen im Dreck herum, um anschließend ins frisch gemachte Bett zu springen. Einer von beiden hat Magenweh und kotzt den Flur voll. Abgestimmte Termin mit meiner Familie gehen den Bach herunter.

Es gibt sie, die Tage an denen einfach nichts funktionieren will. Im Anschluss denke ich, hoppala. Das verleitet mich zu einem Schmunzeln. Nichts ist in Stein gemeiselt. Alle Verantwortung ist in mir. Aus diesem Grund führe ich neuerdings ein Glücksbuch. Auch ein schöner Sonnenaufgang kann ein Geschenk sein. Ich muss es nur sehen wollen. Wie die anderen Aufgaben auch. Manches will auch liegen gelassen werden.


Liebe Grüße

Mike Melonte

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