![]() |
| pixabay cooking-spoon- 3448683__480 |
Das
erste Mal dachte ich, sie setzt mich in Brand. Das war vormittags, als mich das grelle Licht nach Jahren blendete. Immerhin
verharrte ich schon eine Weile hinter einem Silberlöffel. Im Besteckkasten im
hinteren Eck in der Dunkelheit kann ich nicht viel erwarten: Na, das war´s dann wohl als sie mich aus der Schublade zieht: "Ach, wo kommt der denn her?" Dann züngeln die Flamme pfeilgerade an mir vorbei. Unter uns, es ist ein Alptraum. Gleich werde ich als Geschenk der Lächerlichkeit preisgegeben. Mit aufgesetztem Brötchen und Würsten als Arme verschwinde ich dann wieder in einem dunklen Loch.
Doch
dann kommt diese junge Frau, sie heißt Edit. Sie kramt mich aus dem
Besteck heraus, greift mit ihren langen Nägeln energisch an meinen
Stiel, stopft mich in das heiße Wasser aus Gemüse und Linsen.
Freude durchflutet mich. Der Duft der Zutaten versetzt mich in
einen rührenden Zustand. Augenblicklich verliebe ich mich in den
Sellerie. Ich drehe mehrere Pirouetten mit ihm, wühle mich durch
die Linsen und begrüße den Lauch, der sich an mich schmiegt. Mir begegnen die feingeschnittenen Zwiebeln, die ich an
die Wand drücke. Zum Schluss setzt Edit ein Stück Rauchfleisch ein und gibt meinem Leben würzige Momente.
Einige Zeit später hänge ich kopfüber neben dem Herd. Beobachte wie meine gelieben Zutaten aus dem Topf geschöpft werden. Sie
versteht die Kochkunst und verspricht weitere heiße Vormittage. Und ich
dachte mir: Hey, hier erlebst du noch was! Doch das war längst noch
nicht alles.
Suppenkasper war gestern!
Mike Melonte

Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen