Am Himmel ziehen gerade die Wolken über Schwieberdingen. Meine Post findet trotz Nachsendeauftrag nicht den Weg in die neue Wohnung. Auf dem Nachhauseweg von der Arbeit fahre ich an der alten Wohnung vorbei. Dort warten einige Zeitungen und Briefe auf meine Ankunft. Die Clara-Schumann-Straße ist von einem Häusermeer umgarnt. Schon die Einfahrt ermahnt zu langsamen Fahren. Doch wen juckt das. In den letzten 18 Jahren jagten die Autos nur so dahin. Unfälle gab es wenige. Überfahren wurde eine Katze. Vermutlich bei Nacht wollte das Tier den Heimweg antreten. Der Verursacher ließ das Tier blutend zurück.
Passiert ist im Anschluss genauso wenig. Eine Anzeigentafel wird sporadisch an einer Laterne aufgehängt. Zeigt in Rot die zu schnell gefahrenen Kilometer. 7km/h heißt Spielstraße.An manchen Tagen heizten Karossen mit locker 60 gefahrene km/h durch die Straße. In Gedanken ziehen finstere Jahre in mein Gedächtnis. Soviel Nachbarn mit kleinen Kindern wohnten plötzlich im gleichen Haus. Ich freute mich auf eine entspannte Zeit.
Dann lernte ich meinen Nachbarn von Wohnung Nr. 1 kennen. Ein Alptraum begann. Aus heutiger Sicht brauchte er ein Ventil. Er nutzte jede Gelegenheit vornehmlich vor dem Haus, um alle Parteien davon zu überzeugen, was für Menschen in Wohnung Nr. 2 wohnten. Ich wohnte da. Immerhin war er der Hausmeister. Als Pionier der Abfälle, Held der Eingangstüren und Blumengrabscher entwickelte er sich einzigartig. Ich konnte sicher fünf Jahre meine Wohnung nicht verlassen, ohne von ihm oder seiner Frau verfolgt zu werden. Automatisch beginne ich mit den Zähnen zu knirschen.
Auf der Suche nach einem Parkplatz habe ich Glück. Direkt vor der Haustür ist der legendäre Parkplatz frei. Ich genieße den Anblick in den Himmel. Die Wolken ziehen ab. Kaum zu fassen, dass die Sonne herauskommt. Ich steige aus dem Auto aus. Immer noch steht mein Name auf der Klingel. Auf mein Klingeln öffnet niemand. Ich gehe über den Garten hinein, weil die Gartentür offensteht. Der Rosenstrauch lacht mich an. Nachdem ich sehnsüchtig auf Blüten wartete, sind zu meinem Auszug viele kleine Knospen gewachsen. Eine steht in kurz vor dem Aufblühen. Mühsam knicke ich den Stengel ab. Herrlich duftet die Knospe nach einem würzigen Sommerabend. Da kommt auch schon der Inhaber und gibt mir die Post. Lachend verabschiede ich mich.
Endlich kann die Nachbarin der Wohnung Nr. 1 ihre Probleme wälzen, ohne mich. Die Keifereien erinnerten mich häufig an die Lindenstraße. Der Hausmeister hat seine Frau vor drei Jahren verlassen. Danach war es endlich ruhig. Keiner Schreiorgien mehr. Danch suchte die Nachbarin verzweifelt einen neuen Mann. Monatelange standen Schuhe vom Straßenbauer bis zum Salonschleicher vor der Tür. Mein Gedankenkarussell stoppe ich sofort. Die neue Nachmieterin der Wohnung Nr. 2 ist eine Arbeitskollegin der Nachbarin der Wohnung Nr. 1. Sie werden sich mögen… .
Mit meiner Post und der Rose in der Hand steige ich ins Auto. Ein letztes Mal fahre ich langsam los. Beim Losfahren leuchtet ein Regenbogen am Himmel. Fasst habe ich den Eindruck. Er winkt mir zu. Mit Tränen in den Augen verabschiede ich mich für die vielen Erfahrungen, die ich nun mitnehmen darf. Und bin glücklich über die Rose.
Herzliche Grüße
Mike Melonte
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen