... einen
Kaffee trinken. Mal wieder mit den ehemaligen Kollegen zusammensitzen
und über die schöne Zeit reden. Nein, im Moment bin ich mal wieder
auf Hochtouren. „Susi, wo ist das Handy?“, rufe ich. Derweil
greife ich alle Taschen ab. Irgendwo wird das blöde Ding doch sein.
Schön wäre jetzt ein Impulsgeber. Auf Pfeifgeräusche hört mein
Handy leider nicht. Im Posteingangskasten ist nur Papier, wie
erwartet. Zwischen den Matratzen, Fehlanzeige. Im Stillen vermute ich
es in der unlängst eingefrorenen Gulaschsuppe. Vielleicht sollte ich
den Tiefkühler ausschalten und nachsehen…
Eine
Zeit ohne Handy kann ich mir nicht mehr vorstellen. Im Grunde brauche
ich mir keine Sorgen machen, jetzt bin ich eben nicht erreichbar.
Oder müsste man jetzt die Karte sperren? Wie konnte ich bisher ohne
leben?
Normalerweise
liegt das Handy auf der Kommode am Ladekabel. Doch an manchen Tagen
gibt es nicht einmal eine Privatsphäre. Vielleicht sind wir ein
wenig chaotisch, denn meine Tochter fängt auch an zu suchen: „Mama,
ich finde mein Hausaufgabenbuch nicht, kannst du mir helfen?“ Wo
das wohl stecken könnte? Vielleicht beim Handy und gehe auf die
Toilette.
Als
ich mich entspanne, höre ich den eben vermissten Ton. Wie hat das
Kind jetzt mein Handy gefunden? Während meine Tochter sich meldet:
„Meine Mama ist beschäftigt, sie kann jetzt nicht kommen, hat sie
gesagt.“ Voller Sorge eilen meine Flehrufe; „Susi, ich komme
gleich!“, folgt prompt. „Meine Mama sagt, sie ist soweit.“ Mit
einem Grinsen im Gesicht wird mir das Handy auf die Toilette
gereicht. Wie ein Zepter. Dieses Mal ist es kein Institut für
Marketing. Ein potentieller Auftraggeber lädt zu einem Gespräch. Ich schwöre, künftig bleibt die Tür
geschlossen. Unter der Rubrik: Kinder tun alles für Ihre
Eltern, lege ich den Gedanken zurück auf eine geeignetere Situation.
Doch
dann entpuppt sich das Tisch decken spontan als neue Gelegenheit für
Susi, die Teller so zu vertauschen, dass jeder einen neuen Sitzplatz
erhält. Das morgendliche Sockensuchen erübrigt sich beim
Aufschütteln der Bettdecke.
Einen
Tag später spielt das Handy wieder mit mir Verstecken. Das
Handy muss viel mit mir ertragen und findet ständig neue Wege. Ich
fühle mich wieder einmal wie ein Magier. Als ich gestern Abend nach
Wochen nachhaltiger Debatte mein Auto aussauge, weil sich sonst
keiner findet, traue ich meinen Augen kaum. Die vermisste Schere
liegt im Handschuhfach. Tja, der letzte Arztbesuch dauerte ewig, was
zu erwarten war, deshalb nahm ich die Basteltasche und die Schere
mit. Welches Krankheitsbild war das nochmal? Ach, ja – Alzheimer.
Ich kann nicht fassen, wie lange ich nach der Schere gesucht hatte.
Einige Zopfspangen liegen in der Fahrerrückseite in der
Taschenfalte. Wieso suche ich im Bad?
Die
Ruhe empfinde ich als angenehm. Im Grunde bin ich glücklich, dass es
eine Handypause gibt. Das Auto aussaugen ist zwar lästig und gehört
überhaupt nicht zu meiner Lieblingsbeschäftigung. So eine
schweißtreibende Angelegenheit, die nichts bringt, als ein Gefühl
von Ordnung. Vielleicht sollte ich diese Arbeit an einen
Autoliebhaber vergeben, der gerne Auto putzt? Zudem überlege ich
mir, wie ich mich davor drücken könnte. Oder gar Finderlohn
einführen im Gegenzug für die verlegten Sachen. Das brächte mehr
Ruhe für mich. Weniger allem hinter her rennen. Fast bin ich
fertig mit dem Saugen. Als ich beim Herausnehmen der Fußmatte das
Handy finde, lasse ich es liegen – nur für heute.
Ein schönes Wochenende und liebe Grüße
Lilli
Ein schönes Wochenende und liebe Grüße
Lilli
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