Samstag, 8. Januar 2022

Der Hefezopf

Im Handumdrehen zum leckeren Hefezopf steht da. Die Erfahrung kann ich nicht teilen. Mein erster Hefeteig landet im Mülleimer. Bevor er endlich entsorgt wird, rieche ich an dem Teig. Die Hefe verursacht Hunger. Unruhig tripple ich hin und her. Der Magen zieht sich zusammen. Ich finde die Schüssel ist groß genug, dennoch will der Teig nicht aufgehen. Verlegen hole ich ein weiteres Backbuch. Könnte ja ein Fehler im vorliegenden Rezept sein.

Mir ist kalt. Draußen sind Minus 20 Grad. Ein eisiger Wind zieht durch die Natur und mein gekipptes Fenster, natürlich zum Lüften. Fern von der Idee, die Hefe könnte schlapp machen, ist kein weiterer Hefewürfel im Kühlschrank. In der Anleitung steht eine halbe Stunde warten. Nun ist schon eine Stunde vergangen und der dämliche Teig will seine Größe behalten. Die Hefe ist eine Mimose. Reagiert auf äußere Einflüsse. Selbst schimpfen, lässt den Teig völlig kalt.

Danach muss er zur Strafe auf den Balkon. Ich kann den undankbaren Teig nicht mehr sehen. Was hab ich alles gemacht. Bei diesem Sauwetter Einkaufen gehen. Nachdem ich ihn wieder hereinhole, ist er angefroren. Das ist mein erstes Erlebnis mit der hochsensiblen Hefe. Sie entscheidet über Sein oder Nichtsein. Erst viel später entdecke ich ein Geheimnis. Kurzfristig kommt Besuch. Ich gebe der Hefe eine Chance. Doch dieses Mal mache ich den Backofen gleich an, damit der Hefezopf rechtzeitig fertig wird. Eine Freundin meint, wenn es schön warm in der Küche ist, geht die Hefe leichter auf. Das Fenster muss zu sein. Zuvor die Schüssel mit heißem Wasser ausspülen. Seither ist der Hefezopf für kurzentschlossenen Besuch immer eine kleine Überraschung, weil er lauwarm gereicht wird. Ganz gleich ist, ob mit Vanilleeis oder Vanillesoße. Wenn es draußen richtig kalt ist, schmeckt so ein handwarmer Zopf mit oder ohne Rosinen einfach lecker.

Viel Erfolg beim Nachbacken
Mike Melonte

pinterest.es

 

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