Flatterhaft
mit einer Haube auf dem Kopf wolltest du Eindruck schinden beim
Einzug. Viele Punkte sprachen dagegen. "Schon wieder ein Neuer", sagen
die Menschen. „Es ist wieder Frühling“, meint die Blonde. Meine
Zeit verlebe ich badend durch Zeit und Raum. Zwischen Dominanz
unserer Freundschaft steht die Musik. Herrliche Töne geben meinem
Leben einen Sinn.

Hinter
Gitterstäben sitze ich und mein Kumpel. Er hat ein orangenes Outfit.
Sieht mächtig übertrieben aus, meiner Meinung. Am liebsten putzen
wir uns. Ich muss immer warten, bis er mit baden fertig ist. Lange
Zeit stritten wir uns, wer auf welcher Schaukel sitzen darf. Nachdem
er stark an Gewicht abnahm, ist es ruhiger zwischen uns geworden.
Das
Essen wird ihm seither auf einem extra Brett serviert. Ich mag meinen
Kumpel. Seit er sich verändert, bekommen wir viel Besuch. Die
Menschensprache verstehe ich nicht gut. Aber ihre Augen glänzen bei
unserem Anblick. Ihre Stimmen sind weich. Häufig bekommen wir eine
Wohnungsrenovierung. Mit eindrücklichen Worten murmelt die Blonde
eine Verschwörung: Alles muss raus, was krank macht.“

Stunden später kommt er
wieder. Wer weiß, wo er war, die Krallen sind rechts alle
abgefallen. Er sitzt da. Ich beschwichtige ihn. Er sitzt teilnahmslos auf der Stange. Ich halte mich am Außengeländer, den
Gitterstäben fest. Putze seinen Schnabel. Unsere Hahnenkämpfe sind
schon lange vorbei. Ein Leben in Gefangenschaft fordert seinen
Tribut.
Das
frühlingshafte Wetter schickt dunkle Wolken an den Horizont. Jeden
Tag kommt die Blonde, träufelt einige Tropfen in seinen Schnabel.
Die abgebrochenen Zehen schmerzen anscheinend. Er zieht die Kralle in sein
Gefieder. Mein Kumpel kann nicht mehr auf der Stange sitzen. Er
bleibt auf dem Boden liegen. Laut zwitscher ich aus Leibeskräften
nach Hilfe. „Austherapiert“, sagen die Menschen. „Er gibt dem
Leben einen Sinn“, sagen sie. Dann verliert die Blonde Wasser aus
den Augen. Bestimmt will sie baden. Unsere Wanne ist mit kaltem
Wasser gefüllt. Ihr Wasser trifft mich. Es ist ganz warm.
Grüße,
Mike Melonte
Grüße,
Mike Melonte
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