Der Katzenbaum
Also das finde ich
wirklich nett von meinen Menschen. Ein Baum – allein für mich. Was
für eine Überraschung! Sie knallen mir nämlich jedes Mal die
Haustüre zu, wenn ich versuche in den Garten zu flitzen. Und sie
rufen immer: "Mo, komm da runter!", wenn ich es tatsächlich
mal geschafft habe, ein Stück auf den Pflaumenbaum zu klettern. Sie
greifen mich dann am Nacken und sagen: "Du darfst noch nicht auf
Bäume klettern, Mo. Vielleicht im Frühjahr. Jetzt bist du noch zu
klein dafür!" So läuft es jedes Mal. Sie tragen mich ins Haus
zurück und legen mir ein paar Leckerli aufs Kissen.
Aber neulich haben
sie einen Baum in den Wintergarten gestellt. Weil irgend so ein Fest
ist, Dingsnachten oder so. Moppel hat gesagt, dass es da für alle
Kinder ein Geschenk gibt, dann muss der Baum doch das Geschenk für
mich sein. Schließlich bin ich auch ein Kind. Ein Katzenkind,
zugegeben, aber eben...
Sie sagen ja auch,
dass ich zur Familie gehöre wenn Sie mich vom Pflaumenbaum holen.
Ute und Jörg (das
sind meine großen Menschen) haben leise die Tür zugemacht, nachdem
sie den Baum in den Wintergarten gestellt hatten. Es war der 19.
Dezember. Das weiß ich, weil sich Basti und Lina gestritten haben,
wer die Tür vom Schokoladenparadies aufmachen darf. Adwuppskalender
nennen sie das, oder so. Hat ja wohl auch mit diesem
Weihnachtsgedings zu tun.
Angeblich bin ich ja
noch zu klein für Pflaumenbäume, wobei ich ganz schön gewachsen
bin, seit ich zur Familie gehöre. Im Vergleich zu Moppel von nebenan
bin ich wirklich noch ein kleiner Kater. Schließlich ist es auch
mein erstens Dinsnachtsfest und nicht das zehnte wie bei Moppel. Er
kommt ab und zu auf ein paar Leckerli vorbei.
Moppel hat mir dann
alles erklärt, was es mit diesem Weihfestdingsen und den Geschenken
auf sich hat und dass Ute und Jörg mir sicher noch ein paar
Spielsachen an den Baum hängen. Und dass sie sich besonders freuen,
wenn ich bis zum Stern raufklettere bis an die Spitze. Du bist ja
keine blöde Babykatze mehr, oder? Dabei hat er mich komisch
angegrinst.
Jetzt ist es wohl so
weit. Ein Glöckchen läutet. Lina trägt ein Kleid, Basti hat sich
die Hände gewaschen und auch ich lecke mir vorsichtshalber noch mal
die Pfoten. Die Tür geht auf. Mauuu!!! Alles für mich. Kugeln,
Glitzerfäden und Holzfiguren. Es wackelt zwar alles, aber: Hoch zum
Stern...
Jörg der Kater!
Uiii, das ist aber
sehr hoch.
Mensch, Jörg guck
doch!
Und ganz schön
wackelig.
Jörg, tu doch
was!!!
Aber da tut sich
schon von selber was. Der Baum fängt an zu kippen. Jippiiih –
hinein ins Essen. Auch gut, Ich bin ja so hungrig.
Oh nein, auch das
noch. Jetzt sitzt er mitten im Salat und frisst den Hering raus.
Ich verstehe Utes
Aufregung nicht. Ich bin ganz schön weit gekommen, wenn auch nicht
bis zum Stern. Habe ich mir da nicht eine Belohnung verdient?
Schließlich ist Adwuppsnachtsdingsfest. Und der Fisch ist echt
lecker!
Ach Mama, sagt
Basti, lass ihn. Mo ist ja noch so klein und es ist sein erstes
Weihnachten. Er holt mich aus der Schüssel, putzt mir die rote Soße
aus dem Fell. Ich halte still und schnurre ein bisschen. Und wenn
meine Menschen genau hinhören, könnten sie mitbekommen, dass ich
mich echt bemühe, um aus dem Schnurren eine Melodie zu machen, die
so ähnlich klingt wie das "O Tannenbaum" aus dem Radio.
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