Der
frühe Morgen zeigt kein Erbarmen. Tut, Tut, Tut…, der Radiowecker
läutet zum Aufstehen. Wieso fällt mir Aufstehen morgens so schwer?
Während meine Träume noch schnell eine letzte Information
zuflüstern, wird aus dem leisen tuten eine dauerhafte Ermahnung
meinen Körper endlich in Sitzposition zu bringen.
Mühsam
schiebe ich meine Füße aus dem Bett und schreie vor Schreck laut
auf. Der Hund liegt davor. Sonst kommt er nie auf meine Seite. Durch
den Schwung meiner Beine sitze ich auf der Bettkante. Und trete den
Hund, der nun kläfft. „Riele, du sollst den Hund nicht umbringen,
er wartet auf dich zum Gassi gehen!“, höre ich genervt meinen
Mann. Mit ein paar Streicheleinheiten kann ich den Tritt nicht wieder
gutmachen (überlege nun extra Minuten Ball werfen, Leckerli??). Das Licht im Schlafzimmer ist atemberaubend hell. Der
Wecker meckert immer noch.Im Ernstfall würde mich doch sicher jemand
retten, wenn der Rauchmelder losginge?...
Kein
Mensch hat Erbarmen mit meiner Müdigkeit. „Das Bad ist frei“,
höre ich lieb gemeinte Worte von meinem Mann. Er hat diese Probleme
nicht. Wann er aufsteht, kann ich nicht genau sagen, doch er ist
lange vor mir fertig. Sitzt entspannt beim Frühstück und hört
klassische Musik aus dem Radio. So ein furchtbares rauf und runter
von irgendeinem Geiger schmatzt mir schwere Musik zu und bringt mich
aus der Fassung. „Stell das Radio aus, mir fallen gleich die Ohren
ab.“, motze ich ihn an. Seelenruhig blickt er mich an und zieht die
rechte Augenbraue nach oben. Führt den weißen Becher mit der
Aufschrift „Kaffeehäfele“ an seine Lippen und schlürft laut
einen Schluck. Er will mich ärgern, poppt plötzlich eine Idee in
mir hoch. „Wieso weckst du mich nicht früher?“ „Weil du
gestern Abend wieder viel zu lange vor dem Computer gesessen hast.
Kein Wunder also, dass dein Tee schon kalt ist und ich meine Musik
höre.“
Gelangweilt
schleiche ich Schritt für Schritt ins Bad. Endlich spüre ich den
sanften Flaum des Flockadi. Aha, bin angekommen. Für einen Moment
entspanne ich mich. Im nächsten Atemzug tastet mein linker Arm nach
dem Lichtschalter vorbei am Regal, neben der Tür. Der
Schlafanzugärmel bleibt in diesem Moment am herausstehenden Korb mit
Bürsten, Kämmen und Haarspangen hängen. Zeitgleich springt das
Licht an und ein Getöse, gleich wie in einem Steinbruch, entleert
sich der Korb auf den Fußboden. „Die schönen Fließen, ich glaub
jetzt ist eine Macke drin!“, rufe ich zur Tür hinaus. Der
Steinboden lässt sich kaum reparieren. Die silberne Spange mit den
Perlen ist zerbrochen und liegt in Einzelteilen herum. Was für ein
Tag? Auf einmal bin ich wach, hellwach. Schlagartig schaltet mein
Gehirn auf „on“. Innerlich trifft die Schallwelle mein Mark. Ein
Saussen in meinem linken Ohr hört überhaupt nicht mehr auf. Rasch
wasche ich mein Gesicht, vielleicht sollte ich doch duschen. Ich
entscheide mich für das Zähneputzen, derweil drückt eine Schnauze
die Tür auf und schaut, was sich zugetragen hat. Völlig
uninteressiert an meinem Dilemma, verlässt der Hund das Bad und
meine Tochter ruft aus ihrem Zimmer: „Mama, du bist laut“.
Für alle, denen es ähnlich geht.
Wissenschaftliche Erkenntnisse bestätigen eine frühkindliche Phase nach
dem Aufstehen. Alles im grünen Bereich...
Liebe Grüße
Lilli
Liebe Grüße
Lilli
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